Bei dem Projekt für betreutes Wohnen Nieuw Lindescote/De Lindewaard entwarf der Architekt ein echtes Zuhause für die Bewohner. Der große Vorteil von Aluminium ist, dass Baudetails mit schlanken Profilen ausgeführt werden konnten.
Nieuw Lindeschote/De Lindewaard ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Projekt. Die Grundlage des Zentrums für betreutes Wohnen ist - in dieser Reihenfolge - die Kooperation der Projektinitiatoren Fundis Pflegedienstleister, Wohnungsbaugenossenschaft GroenWest und FAME. FAME entwickelte das innovative Betreuungskonzept „Geschütztes Wohnen und Begegnung“, welches bei der Entwicklung und im Entwurf des Gebäudes umgesetzt wurde.
Das Konzept stellt eine menschenwürdige, erschwingliche Alternative zum Pflegeheim dar. Im Mittelpunkt steht dabei Wohnen statt Unterbringung. Daneben gibt es auch Wohneinheiten nach dem Konzept „Wohnen mit Plus“, reguläre Apartments für Menschen mit leichtem Betreuungsbedarf. Die Kombination von Wohnen und Pflege ist bei diesem Konzept auch für Menschen mit niedrigerem Einkommen erschwinglich.
Das Gebäude besteht aus 31 Pflegewohnungen für Bewohner mit Demenz (De Lindewaard) und 14 altersgerechten 3-Zimmer-Wohnungen (Nieuw Lindescote), bei beidem handelt es sich um soziale Mietwohnungen. Hintergrund dieses Konzepts sind die geänderten Pflegegeldvorschriften, die geänderten Kundenwünsche, die Bevölkerungsentwicklung und die finanzielle Trennung von Wohnen und Pflege. Ohne dies hier im Detail zu erläutern, ist der Entwurf von Coen Koenders von FAME ein direktes Ergebnis dieses innovativen Konzepts. „Man sieht das zum Beispiel daran, wie wir das Tageslicht ins Gebäude integriert haben. Typisch für herkömmliche Alten- und Pflegeheime sind lange Gänge mit Türen, die zu den Zimmern der Bewohner führen. Im De Lindewaard haben wir immer wieder ein halbes Schiff freigelassen, so dass genügend Tageslicht einfällt. Gleichzeitig entsteht so auch ein Durchguck nach außen, der den Bewohnern hilft, sich zu orientieren. Auch Lichthöfe wurden angelegt, so dass das Tageslicht von oben bis ins Erdgeschoss jede Etage erreicht. Tageslicht ist für alle wichtig, besonders aber für demente Bewohner. Deshalb haben wir auch große Fenster mit niedriger Brüstung zum Rausschauen vorgesehen. Bei deren Entwurf in der besonderen Fassade spielten die Laibungsverkleidung und die Fensterbretter aus Aluminium eine wichtige Rolle.“
Der gesamte Entwurf besteht aus einzelnen Wohn-Clustern. Durch Vorsprünge und Einschnitte in der Masse entsteht eine Korngröße, die hervorragend zum kleinen Dorfkern von Linschoten passt. Zwar ist der Baustil bezüglich Entwurf und Materialkonzept zeitgemäß, doch nimmt er auch Anleihen an traditionellen Gebäuden aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das illustrieren beispielsweise die Cluster mit Fassaden mit Dachziegelverkleidung. Koenders: „Der Flächennutzungsplan sah eine maximale Gebäudehöhe von 9,90 m inklusive 10 % Auflockerung vor. Für einen Dachstuhl war deshalb kein Platz. Die Dachziegelfassade ist in gewisser Weise eine Anspielung auf das traditionelle Ziegeldach.“
In der Vision des Architekten steht „geschütztes Wohnen“ im Mittelpunkt, insbesondere das selbstbestimmte Wohnen der Bewohner. Eine Atmosphäre, die der Erfahrungswelt der Bewohner entspricht, ist dabei sehr wichtig. So wurden Ecken und Sitzmöglichkeiten mit Objekten und Fotografien vergangener Zeiten geschaffen, die die Bewohner mit positiven Assoziationen verknüpfen. Das regt das Langzeitgedächtnis an. Solche Details sind besonders bei dieser Wohnform wichtig. Das gilt auch für die Ausgestaltung und die Materialwahl für die Fassaden. So wurden beispielsweise die Fenster in der Ziegelfassade besonders sorgfältig ausgewählt. Sie haben ringsum eine fein ausgeführte Laibungsverkleidung aus Aluminium, die für Dichtheit und Entwässerung eine wichtige Funktion hat. In den Fensterlaibungen befindet sich eine verdeckte Rinne, die das Wasser hinter den Ziegeln ableitet, so dass es nach unten geleitet wird, ohne auf die falsche Seite der wasserabweisenden Schicht zu laufen. „Der große Vorteil von Aluminium - und das wird hier ausgezeichnet genutzt - ist, dass wir mit schlanken Profilen arbeiten konnten“, so der Architekt. Auch an anderen Stellen finden sich Baudetails aus Aluminium. Der Eingang in der Gebäudemitte am Wasser hat beispielsweise schöne Aluminiumdetails. Die Loggias zur Straße und zum Wasser hin haben Mauerabdeckungen und Geländer aus Aluminium.
Auffällig ist, dass De Lindewaard/Nieuw Lindescote, das von Einwohnern aus Linschoten selbst bewohnt wird, zwar für Menschen mit niedrigem Einkommen errichtet wurde, man jedoch nicht den Eindruck hat, dass gespart wurde, trotz des knapp bemessenen Budgets. Der Architekt entschied sich für Qualität. Das sieht man nicht nur am Entwurf, der intelligent und einfühlsam für menschliche Dimensionen sorgt, sondern auch an den verbauten Werkstoffen und der Farbgebung. Coen Koenders hat ein Zuhause für die Bewohner entworfen.