Der Wohnkomplex wirkt wie ein inspirierendes, detailreiches Gemälde. Je länger man hinsieht, desto mehr sieht man. Und desto angenehmer überrascht ist man. Der scheinbar feste Rhythmus im Fassadenbild erweist sich als weniger vorhersehbar, als es auf den ersten Blick scheint. Es ist die Suggestion von Ordnung, die den Blick auf sich zieht. Ordnung, die sich letztendlich jedoch als „Unordnung“ erweist. „Unordnung ist etwas anderes als Durcheinander“, so Chris Franken, Partner bei VFO Architects in Eindhoven. „Durcheinander ist nicht weit von Chaos entfernt. Unordnung ist in diesem Fall eine subtile, gezielte Unterbrechung der Ordnung.“
Er spricht über De Eeuwsels in Helmond, einen Wohnkomplex mit 115 Apartments. Sozialer Wohnungsbau. Das macht es auch so außergewöhnlich. Denn bei sozialem Wohnungsbau denkt man unmittelbar an weitgehende, meist schlichte Einförmigkeit. An logische, vorhersehbare Strukturen. An Nüchternheit oft. All dies trifft auf De Eeuwsels nicht zu. Das Gebäude hat Format, strahlt Qualität aus. Dies ist der Vision – und der Handschrift – des Architekten zu verdanken, der natürlich auch das enge Korsett der finanziellen Möglichkeiten zu spüren bekam. Verständlicherweise. „Wir mussten kleine Zugeständnisse gegenüber dem ursprünglichen Entwurf machen“, sagt er dazu. „Diese erfolgten völlig einvernehmlich mit dem Bauunternehmen Van de Ven und der Wohnungsbaugesellschaft Bergopwaarts. Wir haben uns hervorragend verstanden. Unsere Vision blieb vollständig erhalten. Genau wie die Ziele unseres Auftraggebers. Die reibungslose Zusammenarbeit war wirklich bemerkenswert.“
Chris Franken sieht De Eeuwsels als eine Art Tangram-Puzzle. „Zur Unterbrechung der Ordnung wollten wir mit der Anordnung der – grünen – Balkons Abwechslung ins Fassadenbild bringen. Eine Verschiebung in der Fassade. Einen Wechsel von Ordnung und Unordnung. Eine Abweichung von der Vorhersehbarkeit. Der skulpturale Charakter der Fassade beschert auch den Wohnungen mehr Individualität. Die Balkongruppen sind verschieden. Nicht direkt übereinander, sondern versetzt angeordnet und mit unterschiedlicher Tiefe gegenüber der Fassade. Zudem haben wir die ganze Fassade in der gleichen Farbe ausgeführt. So lässt sich der Entwurf nicht so schnell lesen. Erst wenn man sich in die Fassade vertieft, bemerkt man Unterschiede, entdeckt die Variationen. Je länger man hinschaut, desto mehr sieht man. Es geht um die Skulpturalität, die durch längere Betrachtung besser zur Geltung kommt.“
Die abwechslungsreiche Fassade mit ihrem skulpturalen Charakter stellte das Entwurfsteam vor die große Herausforderung, dafür zu sorgen, dass das Puzzle auch im Gebäude aufgeht. „Es gibt pragmatische Zwänge wie zum Beispiel, dass Leitungsschächte übereinander liegen müssen. Das muss mit den unterschiedlichen Höhen und den zurückgesetzten Fassadenteilen in Einklang gebracht werden. Letztendlich ist das gelungen.“ Im Gebäude fällt der große – und hohe – Verbindungsraum auf. Dieser Raum wurde konzipiert, um natürliche Begegnungen zu ermöglichen. Einerseits gelang es den Architekten, alle Räume und Ebenen auf intelligente Weise miteinander zu verbinden. Lange und kurze Sichtlinien wechseln sich ab. Die Offenheit erleichtert den Kontakt zu den darüber- oder darunterliegenden Ebenen. Chris Franken: „Eigentlich ist es ein Dorf im Dorf. Auch Fenster gehen auf diesen Innenraum hinaus. So hat man immer Kontakt zur Umgebung. Man lernt die Leute, die im selben Komplex wohnen kennen – oder zumindest erkennen.“
Gleichzeitig gelang es Franken, jede Wohnungsebene individuell zu typisieren. Möglich wird dies zum Teil durch die Verwendung von Aluminiumgeländern in unterschiedlichen Farben, aber auch durch die auffälligen Aluminiumrahmen in Form von Aluminium-Blendblechen. Die Aluminiumgeländer haben keine runden Pfosten, sondern Lamellen. So werden sie, wenn der Blick schräg darauf fällt, als geschlossene Fläche wahrgenommen. Dies betont die Farbe.
Die Entscheidung für Baudetails aus Aluminium erklärt Franken so: „Es ist ein ästhetisch ansprechendes Material. Es wirkt schick. Die Aluminiumprofile schließen nahtlos an die Innenfassade an. Die Blendbleche wirken wie dicke Balken, die die einzelnen Stockwerke voneinander trennen. Sie sind in einer anderen Farbe ausgeführt, damit sie deutlich zu sehen sind. Beim Blick nach oben fungieren die Aluminiumleisten als Bilderrahmen für das darüberliegende Bild. Zudem war die Entscheidung für Aluminium auch finanziell begründet. Das ist kein Zugeständnis. Im Gegenteil, durch die Ausstrahlung von Aluminium gewinnt das Gebäude an Format. Aluminium ist Teil der Architektur und der Innengestaltung geworden.“