Eigentlich hätte es jedes der vier Gebäude verdient, mit einem eigenen Interview mit dem Architekten beleuchtet zu werden. Denn jedes Gebäude hat seine Eigenheiten und charakteristischen Eigenschaften, so dass man beim Betrachten immer wieder etwas Neues entdeckt. Doch so verführerisch dieser Gedanke auch sein mag, eine gute Idee wäre das nicht. Der Kontext würde sonst nämlich unter den Tisch fallen, der Zusammenhang zwischen den Gebäuden, die zurecht als ein Ensemble zu betrachten sind.
Die Rede ist hier von Plan S-West, zentral gelegen am ehemaligen Philips-Gelände Strijp-S in Eindhoven. Das berühmte Klokgebouw sowie Anton und Gerard, welche alle umgebaut und umgewidmet wurden, sind das besondere Erbe der ruhmreichen Industrievergangenheit von Eindhoven. Das ist es auch, was das Neubauensemble von Orange Architects kennzeichnet. Es sind die typischen Strijp-S-Gebäude. Tja, und was kann man sich darunter vorstellen, unter typisch Strijp-S? Obwohl die vier Gebäude alle einen eigenen Charakter haben, nehmen sie eines wie das andere unverkennbar Bezug auf die Industriegeschichte. Architekt Jeroen Schipper: „Wir wollten eine ausgewogene Gestaltung eines Teils der Stadt erreichen, das Vorhaben fand übrigens in einem dicht besiedelten Raum statt. Der Plan hat eine kammförmige Struktur, die Platz für begrünte Innenhöfe bietet, Begegnungsorte der Bewohnerinnen und Bewohner der vier verschiedenen Gebäudeblöcke. Die Innenhöfe und die Tiefgarage verbinden die Gebäude (und die Bewohner/-innen) miteinander.
Innerhalb des Gebäudeensembles, das ca. 30.000 m² Fläche umfasst, überragt das 60 m hohe Gebäude „Frits“ stolz die anderen. Schipper: „Mit diesem komplett nach Norden ausgerichteten Hochhaus haben wir eine Art Echo des so genannten Hoge Rug an der gegenüberliegenden Seite errichtet, der aus dem Klokgebouw sowie den Gebäuden „Anton“ und „Gerard“ besteht.“
Der imposante Riese mit dem ausgekragten Kopf, von dem aus die Bewohner/-innen einen phantastischen Blick haben, wird von „Frederik“ flankiert. „Ein stattliches Gebäude, das mit seinen Fluchttreppen aus Eisen und seinen Balkons auf die frühe Industriearchitektur verweist“, so der Architekt. „Verstärkt wird dies durch den orangen und roten Backstein mit den dunklen Fugen. Auffällig ist der Eckbereich mit Fensteröffnungen, deren Breite sich allmählich und unauffällig verändert.“
Der dritte Block ist die elegante und teils stufenförmige „Maria“ mit schönen Bögen für die Fassadenöffnungen. Die Bögen spielen auf das alte Radiogebouw von Philips an, das früher am Strijp-S stand. Das wurde mittlerweile abgerissen, aber mit Maria wurde die Erinnerung in eine neue Form gegossen. Schipper: „Das Radiogebouw hatte auf allen Seiten unterschiedliche Bogenkonstruktionen. Das inspirierte uns, auch bei Maria mit Bögen zu arbeiten.“ Die Fassaden des Apartmentkomplexes wurden aus grauem getrommeltem Klinker mit gebürsteten Fugen errichtet.
Das letzte Gebäude „Benjamin“ verweist mit dem Sheddach oder Sägezahndach vielleicht am deutlichsten auf die industrielle Vergangenheit. Alte Fabrikhallen hatten früher solche Dächer. Ein Erbe der industriellen Revolution. In diese Dächer wurden Fenster eingesetzt, so dass man tagsüber mit dem einfallenden Sonnenlicht arbeiten konnte. „Die weit herausstehenden Balkone von Benjamin und die Galerien erinnern auf Laderampen aus Beton“, fügt der Architekt hinzu.
Die Fassaden der Gebäude sind immer aus Mauerstein, außer bei Frits. Bei Frits wurden die Fassaden aus vorgefertigten, aber sehr dünnen Betonplatten hochgezogen. Zum Materialkonzept der vier Gebäude gäbe es so einiges zu sagen, sowohl hinsichtlich des Innenausbaus als auch bei der Außengestaltung. Eingedenk des Titels unseres Magazins beschränken wir uns aber auf Aluminium-Baudetails. Diese sind vielfach an den vier Gebäuden zu finden, die allesamt nach einem Spross der Familien Philips benannt sind.
Bei Frits wurden Fensterprofile aus Aluminium verbaut, aber auch Schiebetüren, Türen und Vorhangfassaden. An allen Blöcken finden sich qualitativ hochwertige Mauerabdeckungen aus Aluminium als Dachrandabschluss. In diversen Wohnblöcken haben die Fenster Fensterbänke aus Aluminium. Jeroen Schipper über die Baudetails aus Aluminium: „Die Mauerabdeckungen sind schön ausgeführt, mit Wassernasen, so dass das Regenwasser nach innen geführt wird und nicht außen an der Fassade herunterläuft. Aluminium ist gut formbar. Das gilt auch für die Fensterbänke, die sauber über den Rand der Fassadenöffnung abfallen. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist Aluminium auch ein dankbares Material. Die verbauten Aluminiumdetails bestehen zu einem Großteil aus recyceltem Aluminium. Alles, was man wiederverwenden kann, ist natürlich eine schöne Form der Nachhaltigkeit, so der Architekt, der zum Schluss anmerkt: „Ein wichtiger Grund für die Wahl von Fensterbänken und Mauerabdeckungen aus Aluminium war, dass man Aluminium gut beschichten und in der gewünschten Farbe ausführen kann."